Entlastung für Milosevic

Auch im Prozeß gegen Jugoslawiens Expräsident Slobodan Milosevic wurde die UCK in den vergangenen Tagen mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Dietmar Hartwig, ehemaliger Leiter der europäischen Beobachtermission im Kosovo (ECMM), beendete am Mittwoch vor dem UN-Tribunal in Den Haag seine fast dreitägige Zeugenaussage. Von November 1998 bis März 1999 im ECMM-Regionalbüro in der Kosovo-Hauptstadt Pristina stationiert, stützte sich Hartwig auf eigene Beobachtungen wie auch auf die seiner Mitarbeiter, die in mobilen Teams die Krisenregion in den Monaten und Tagen vor dem NATO-Krieg bereist hatten.

Der deutsche Militär im Ruhestand,[...], entlastete mit seinen Schilderungen über die Lage im Kosovo Milosevic erheblich. Im Zentrum, so Hartwig, standen immer wieder »Provokationen« der kosovo-albanischen UCK, denen die serbischen und jugoslawischen Sicherheitskräfte »diszipliniert und kontrolliert« begegneten. Ihm seien keine Fälle bekannt, in denen serbische oder jugoslawische Sicherheitskräfte agiert hätten, ohne zuvor durch die »übliche Guerilla-Taktik der UCK« provoziert worden zu sein.

Hartwig wertete die UCK als kriminelle Organisation, die nicht nur die Sezession von Serbien zum Ziel hatte, sondern auch die Vertreibung aller Serben aus dem Kosovo. Nicht nur die Angriffe auf jugoslawische Sicherheitskräfte, auch die Ermordung von Albanern, die sich für den Verbleib des Kosovo in Jugoslawien und damit gegen die Ziele der UCK aussprachen, gehörten demnach zum Alltag in der südserbischen Krisenprovinz. Nach Meinung Hartwigs gab es bis zum Abzug seiner Mission aus dem Kosovo wenige Tage vor Beginn der NATO-Angriffe am 24. März 1999 »keinen einzigen Grund für irgend jemanden, sich in die Aktivitäten der jugoslawischen Regierung im Kosovo einzumischen«.

Soweit ein Auszug aus der jW zum Beginn des Verfahrens gegen den UCK-Feldherrn und gerade als Ministerpräsident der Kosovo-Provinz zurückgetretenen Haradinaj.

jW 10.03.2005 (Gutenberg/Göbel): UCK auf der Anklagebank