Wie die einen immer reicher und die anderen immer ärmer werden

Unerträgliches Ungleichgewicht

Einer Studie der Organisation Oxfam zufolge hat sich das soziale Ungleichgewicht in der Welt weiter verschärft und inzwischen dramatische Ausmaße erreicht. 2018 stieg das Vermögen der Superreichen demnach täglich um 2,5 Milliarden Dollar, 12% mehr als im Jahr davor. Allein Amazon-Chef Jeffrey Bezos verfügte über 112 Milliarden Dollar. Das Gesundheitsbudget Äthiopiens dagegen entsprach gerade einmal einem Prozent davon. 26 Milliardäre besaßen genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, deren Einkommen um 11% sank. 3,4 Milliarden Menschen müssen mit maximal 5,50 Dollar pro Tag auskommen. Vielen von ihnen droht etwa im Krankheitsfall extreme Armut. Sie können Behandlungen oder Medikamente nicht bezahlen. 736 Millionen Menschen haben sogar nur 1,90 Dollar täglich zur Verfügung und können damit kaum überleben.

Weit weg?

Nun neigen manche Leute dazu, diese skandalösen Verhältnisse weit weg zu verorten. Doch weit gefehlt. Auch wenn die Menschen bei uns nicht verhungern wie in vielen Teilen Afrikas, sprechen die Zahlen für sich. Ein Prozent der Kapitalisten verfügt über so viel Vermögen wie die ärmsten 87% der Lohnabhängigen. Ich rede von der Bundesrepublik!

Die deutschen Multimillionäre steigerten ihren Reichtum statt um 12% sogar um 20%. Dass das so kommen konnte, verdanken wir nicht zuletzt der tatkräftigen Unterstützung unserer Regierung. Niemand unternimmt etwas dagegen, dass Konzernchefs ihr Erbe auf Minderjährige übertragen, um es am Fiskus vorbei zu schleusen. Eine Vermögenssteuer wird seit 1997 nicht mehr erhoben.

Beispiel Telekom

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der deutschen Telekom, erhielt 2016 ein Grundgehalt von 1.450.000 Euro. Dazu kam die variable Vergütung in Höhe von 2.860.230 Euro. Die Aufwendung zur Altersvorsorge betrugt in diesem Fall 1.030.510 Euro. Der gesamte Vorstand der Telekom erhielt ein Grundgehalt von 6,3 Millionen Euro sowie eine variable Vergütung von 9.963.821 Euro. (*1) Sicherlich werden diese Herrschaften auch in den Jahren seitdem keine Kürzungen ihrer Bezüge haben erleiden müssen.

Auf der anderen Seite werden Hartz-4-Empfänger hemmungslos mit Sanktionen schikaniert. Die Armutsquote liegt mit 15,8% auf dem höchsten Stand seit 1996. Jedes fünfte Kind ist betroffen. Frauen verdienen im Durchschnitt 21,5% weniger als Männer. Schlechter ist die Lage in der EU nur in Estland und Tschechien.

Die Bosse und Spekulanten haben sich ihren Reichtum nicht erarbeitet. Sie bedienten sich am öffentlichen Eigentum, raubten den von der arbeitenden Bevölkerung geschaffenen Mehrwert. Immerhin beginnt sich Widerstand zu regen, zum Beispiel in Frankreich, wo Zehntausende "Gelbwesten" auf die Straße gehen, um gegen Macrons Kürzungspolitik zu demonstrieren.

Denn so wie es ist bleibt es nicht!

Es bleibt zu hoffen, dass auch in Deutschland mehr Menschen begreifen, dass sich die o.g. Tendenzen nicht von selber umkehren. Wir werden noch viele soziale Einschnitte erleben, wenn wir uns nicht entschlossen wehren. Dass die Verhältnisse bei uns noch so sind, dass sie manchem tolerabel erscheinen, ist kein Geschenk des Himmels, sondern das Ergebnis vergangener Klassenkämpfe. Lasst uns diese Errungenschaften nicht leichtfertig verspielen!

(nach einem Artikel aus "junge welt" vom 21.2.2019)

*1: www.focus.de/finanzen/news/beteiligungsbericht-des-bundes-loehne-in-millionenhoehe-so-viel-verdienen-die-chefs-von-post-telekom-und-bahn_id_8507262.html