Arbeitszeit bei der DTS GmbH

Solidarisch?

Im Jahr 2014 wurde bei der Deutschen Telekom Kundenservice GmbH (DT KS) ein Arbeitszeitmodell (AZ 2.0) eingeführt, das auch heute noch im Nachfolgeunternehmen Deutsche Telekom Service GmbH (DTS) gilt und den Beschäftigten viel abverlangt.

Angepriesen wird es als ein Modell bei dem alle profitieren: Unternehmen, Mitarbeiter und Kunde. Zitat aus einer Präsentation: "Mehr Gerechtigkeit für alle. AZ 2.0 ist ein Solidarmodell."

Erpressung

Streng genommen ist AZ 2.0 das Ergebnis einer Erpressung. Das Thema "Outsourcing" wurde immer wieder als Drohkulisse für eine Nichteinigung aufgebaut. Erschwerend war auch die Tatsache, dass bei den fünf Regions-Betriebsräten keine einheitliche Position vorhanden war.

Wir sind da - rund um die Uhr

"Management und Betriebsräte haben ein gemeinsames Ziel: Wir sind für unsere Kunden da, wenn sie uns brauchen", 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche, damit sie (wie es in gutem Denglisch in der Präsentation weiter zu lesen ist) "always on" sein können. "Zu den Arbeitszeiten in unserer Branche gehört auch der Spät-, Wochenend- und Feiertagsdienst - weil wir flexibler werden und die Kundenbedarfe abdecken müssen."

Das ist natürlich alles "gottgegeben". Oder wie mir mal gesagt wurde: "Die Arbeit muss eben geschafft werden."

3 Pakete - die Qual der Wahl

Die Verplanung der Mitarbeiter erfolgt innerhalb der Schichtrahmens. Grundlage hierfür sind Callmengen.

Den Beschäftigten werden drei Schichtrahmenmodelle (Pakete) angeboten. Paket 1 ist ein starres 12-Wochen-Modell mit festen Arbeitszeiten, ohne Gleitzeit. Paket 2 sind flexible Arbeitszeiten mit einem Planungsvorlauf von 3 Wochen. Paket 3 ist eine bedarfsorientierte Arbeitszeit mit 2 Wochen Planungszeit und einer variablen Verplanung (0-6 Tage pro Woche).

Nun kommt die Qual der Wahl - die Beschäftigten können zwischen den drei Paketvarianten wählen. Klingt gut, hat aber einen Haken. Laut Geschäftsleitung darf der Anteil der Paket 1 - Mitarbeiter 25% nicht übersteigen, um "unsere Kundenbedürfnisse optimal abdecken zu können." Bei der letzten Paketwahl wurde nachträglich bundesweit eine nicht geringe Zahl von Kolleginnen und Kollegen von Paket 1 in Paket 2 verschoben - ganz ohne Wahl.

Schlussbetrachtung

Ist die AZ 2.0 nun ein solidarisches Arbeitszeitmodell? In erster Linie ist sie dafür da, erweiterte Öffnungszeiten und eine entsprechende Erreichbarkeit zu erreichen. Im Vertriebsbereich bietet sie die Möglichkeit den Beschränkungen durch das Ladenöffnungsgesetz zu entgehen. In Verbindung mit Callcenter-Tätigkeiten tragen die Beschäftigten das Risiko: Pünktlicher Arbeitsantritt bei langen Anfahrtswegen, gesundheitliche Folgen bei Schichtarbeit, hohe Flexibilität und beschränkte Zeit für Freizeit und Ehrenamt. Solidarisch geht anders.