Ehrenurkunde für Philipp Benz

Längst überfällig

Auf Vorschlag unserer Stadtverordnetenfraktion erhält der Arheilger Kommunist Philipp Benz die Ehrenurkunde für verdiente Bürgerinnen und Bürger der Stadt Darmstadt. Diese Auszeichnung für den mittlerweile 91-jährigen Antifaschisten war längst überfällig.

Philipp Benz war nach dem zweiten Weltkrieg Mitbegründer der SG Arheilgen, ab 1967 dessen Vorsitzender und seit 1977 Ehrenvorsitzender. Höhepunkte seiner Vereinstätigkeit war der Bau des modernen Sportzentrums. Neue Anlagen wie die Rollschuhbahn und die ersten Tennisplätze forderten auch den Architekten Benz. Für das von der Fußballabteilung gebaute Funktionsgebäude am Arheilger Mühlchen fertigte er den baureifen Entwurf und die Arbeitspläne an. Hervorzuheben ist, dass Herr Benz hierbei vollständig auf sein Architektenhonorar verzichtete.

Der gemeinnützigen Baugenossenschaft Arheilgen gehörte er von 1949 -1991 an. Bis zur Zusammenlegung mit der Darmstädter Baugenossenschaft 1991 war er bauleitender und planender Architekt von 226 Hauseinheiten. Philipp Benz war in dieser Zeit bei Gründungen weiterer Baugenossenschaften im Landkreis Darmstadt-Dieburg mit Rat und Tat zur Stelle.

Vor 1933 bis zur dessen Auflösung war Philipp Benz aktives Mitglied des Arbeiter-Turn-und Sportvereins. Polizeiliche Vorladungen, Hausdurchsuchungen und ähnliche Schikanen waren bei dem aktiven Antifaschisten Philipp Benz an der Tagesordnung. Nach der Machtübertragung durch die Nazis im Anschluss an die Verteilung von Flugblättern kam er in Gestapo-Haft. Im August 1933 wurde er verhaftet und mit sieben anderen Kommunisten aus Arheilgen ins KZ Osthofen bei Worms eigeliefert. Vorher verpflichtete ihn das Arbeitsamt Darmstadt als Landhelfer auf einem Bauernhof in Rimhorn.

Von 1948 bis 1952 gehörte Philipp Benz der fünfköpfigen Stadtverordnetenfraktion der KPD in der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung an. Er war in seiner Eigenschaft als Stadtverordneter Vorsitzender des Sportausschusses und Mitglied im Bauausschuß. Philipp Benz dürfte der älteste, noch lebende, ehemalige Stadtverordnete in Darmstadt sein.

Philipp Benz ist auch heute noch, trotz seines hohen Alters, ein gern gesehener Gast an vielen Schulen. Er diskutiert mit Schülerinnen und Schülern als Zeitzeuge über den antifaschistischen Widerstand und die Verfolgung im Nazistaat, in Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern entstanden Projekte wie Dokumentationen und Ausstellungen.

Sein unermüdlicher Einsatz haben mit dafür gesorgt, dass das ehemalige KZ Osthofen unter Denkmalschutz gestellt und vor dem Abriss bewahrt wurde. Auch heute noch begleitet Philipp Benz Besuchergruppen wie Schulklassen, Gruppen aus Kirchengemeinden, der Gewerkschaften und der Volkshochschulen nach Osthofen und steht ihnen als Zeitzeuge und kompetenter Gesprächspartner zur Verfügung.

Von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), dessen langjähriger Kreisvorsitzender er in Darmstadt-Dieburg war, erhielt er die höchste zur vergebende Auszeichnung, die Widerstands-Medaille.

Seit 1980 finden auf Initiative der damaligen Georg-Büchner-Gesellschaft antifaschistische Stadtrundgänge in Darmstadt statt. Die Themen sind bis heute: "Darmstadt zwischen 1933 - 45", "Widerstand und Verfolgung" und "Stätten des antifaschistischen Widerstands".

ProRegio als Nachfolger des städtischen Verkehrsvereins hat zwei solcher Stadtrundgänge in ihrem Jahresprogramm, an denen Philipp Benz als Zeitzeuge nach wie vor teilnimmt und die er wesentlich mitgestaltet.

Im Programm Alltag und Geschichte von Radio Darmstadt bringt sich Philipp Benz durch aktuelle zeitgeschichtliche Themen und Buchbesprechungen ein.

Herr Benz hat seine Erfahrungen in Form von Interviews, Dokumenten und anderen Informationen dem Dokumentationsprojekt der hessischen Staatsarchive "Widerstand und Verfolgung unter dem Nationalsozialismus in Hessen" zur Verfügung gestellt.

Zu seinem neunzigsten Geburtstag am 13. März 2002 trafen sich im Arheilger Schwanen viele Freunde und Weggefährten. Philipp Benz ist bis heute ein aktiver Mahner gegen Krieg und Faschismus geblieben. Die Ehrung der Stadt Darmstadt ist somit eine folgerichtige, wenn auch späte Würdigung.