Dr. Heinz Schäfer

17.11.1927- 29.04.2010

Die Deutsche Kommunistische Partei - Kreisorganisation Darmstadt - Dieburg - nimmt Abschied von Heinz Schäfer.

Wir wissen, da ist einer von uns gegangen, der als Kämpfer und Zeitzeuge, als beharrlicher Aufklärer und unermüdlicher Streiter für die Interessen "der kleinen Leute" einen Platz im Geschichtsbuch der Arbeiterbewegung haben wird.

Er hatte bereits als heranwachsender Jugendlicher in einer kommunistischen Familie, noch während des faschistischen Raub- und Eroberungskrieges, erfahren, dass es zu diesem unmenschlichen System eine gesellschaftliche Alternative gibt, für die auch in Darmstadt, unter der Leitung von Georg Fröba, gekämpft wurde.

Wir wissen, dass er, zusammen mit dem Genossen Konrad Weigel, im Jahr 1950 aus politischen Gründen bei der Stadt Darmstadt entlassen wurde. Einziger noch lebender Darmstädter Zeitzeuge aus jener Zeit ist der heute 98jährige Philipp Benz.

Der Weg von Heinz Schäfer führte in die Kommunistische Partei Deutschlands. Er konnte in der Deutschen Demokratischen Republik ein Studium, wie viele tausende andere Arbeiter- und Bauernkinder, absolvieren. (In der BRD haben es heute Kinder von Nichtakademikern viereinhalb mal schwieriger, ein Studium zu beginnen und erfolgreich abzuschließen.)

Heinz Schäfer wurde mit seinem fundierten Wissen zur Geschichte der Kommunistischen und der Arbeiterbewegung und mit seinem großen Erfahrungsschatz ein Ratgeber für viele Genossinnen und Genossen und Gewerkschafter. Auf so manchem Gewerkschaftstag war sein Rat gefragt.

Immer ging es ihm darum, die Interessen der Arbeiterklasse zu stärken und eine Gegenmacht zur herrschenden Klasse aufzubauen.

Dabei scheute er keine Auseinandersetzung. Gleich, ob es 1950 um den Darmstädter Oberbürgermeister Ludwig Metzger oder 60 Jahre später, 2010, um den OB Walter Hoffmann ging.

Oder: Wir erinnern uns an Wahlkämpfe, in denen Heinz Schäfer und seine Darmstädter Genossen, z.B. auf dem Ludwigsplatz, den CDU Bundestagskandidaten Dregger und Pfeffermann Paroli boten.

Von der Konstituierung der DKP 1968 bis zur bitteren Niederlage 1989 war Heinz Schäfer im Kreissekretariat der DKP aktiv. Die Niederlage traf auch ihn schwer, aber er resignierte nicht.

Er wusste um Stolpersteine und Sackgassen, die beim nächsten Versuch, eine bessere Gesellschaft aufzubauen, vermieden werden können.

Wir trafen ihn weiter bei Aktionen, Veranstaltungen und Sitzungen im Gewerkschaftshaus, im Linkstreff Georg Fröba, bei Tagungen und Demonstrationen.

Bei der Kundgebung des DGB zum 1. Mai am vergangenen Samstag konnte er nicht mehr dabei sein. Wir unterhielten uns in Bad König am Rande der DGB- Veranstaltung über Heinz Schäfer. Ein Ehepaar sagte: "Wir sind durch Heinz Schäfer zur DKP gekommen. Er hat am Info-Stand in Darmstadt im Gespräch mit uns überzeugend argumentiert."

Für eine bessere Welt hat Heinz Schäfer buchstäblich bis zum letzten Atemzug gekämpft.

Für ihn gilt, was Bertolt Brecht in der 'Kantate zu Lenins Todestag' schreibt:

"Die Schwachen kämpfen nicht. Die Stärkeren kämpfen vielleicht eine Stunde lang. Die noch stärker sind, kämpfen viele Jahre. Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang. Diese sind unentbehrlich."

Dafür haben wir ihm zu danken. So behalten wir ihn in unserer Erinnerung.