Neue Arbeitswelt

Schöne neue Welt für Nachwuchskräfte?

Das agile und flexible Arbeiten wird oftmals in einen Topf geworfen. Unter der flexiblen Arbeitsform wird dann oftmals Vertrauensarbeitszeit und "Mobile Working" verstanden. Allerdings besteht eine große Gefahr in der Vermischung der Art und Weise wie wir Projekte (agil, etc.) abwickeln und von der Arbeitsorganisation.

Als junge Erwachsene in der Ausbildung und im dualen Studium sind wir auf eine gute Betreuung angewiesen, um unseren Beruf zu lernen und mitarbeiten zu können. In erster Linie sind wir in der Firma, um zu lernen, um nach der Ausbildung produktiv mitarbeiten zu können.

Trennung Arbeit und Freizeit

Für unsere Kolleginnen und Kollegen, die uns in der Ausbildung unterstützen, bedeutet mobiles Arbeiten die Möglichkeit den Arbeitsort frei zu wählen und kann den Arbeitsalltag erleichtern. Trotz einzelner Vorteile bedeutet das im Großen und Ganzen eine Auflösung der Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Des Weiteren erfordert diese Form des Arbeitens eine größere Selbstorganisation - vor allem wenn die festen Arbeitsplätze durch Desk Sharing wegfallen.

Hier stellt sich die Frage, wie für Auszubildende und Duale Studenten die Qualität der Ausbildung noch sichergestellt wird. Eine Ausbildung ist nicht möglich, wenn man an jedem Tag damit belastet ist, sich eine entsprechende Betreuung zu organisieren. Das ist zusätzlicher Stress zum normalen Arbeitsalltag.

Die Kolleginnen und Kollegen, die vom Unternehmen mit unserer Ausbildung beauftragt werden, können dann kaum am mobilen Arbeiten teilnehmen. Folglich besteht die Gefahr, dass sich immer weniger für die Ausbildungsbetreuung finden können. Durch zusätzliche betriebliche oder tarifliche Regelungen sollten Anreize für die Tätigkeit in der Ausbildung geschaffen werden. Die duale Ausbildung ist durch diese neue Arbeitsform durchaus bedroht und wenig kompatibel. Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) sieht - aus unserer Sicht noch lange nicht ausreichend - gesetzliche Vorschriften zur Sicherstellung der Qualität und Betreuung fest, die mit Konzepten des mobilen Arbeitens kaum vereinbar sind. Duale Studenten sind bisher nicht vom BBiG geschützt. Das ist aktuell ein großer Konflikt bei der anstehenden Überarbeitung des BBiG. Duale Studenten, obwohl diese sich auch in der Ausbildung befinden, werden gesetzlich wie ArbeitnehmerInnen gleichgestellt. Um Duale Studenten vor weiterer Überlastung zu schützen und eine Ersetzung der klassischen Ausbildung durch das Duale Studium entgegenzuwirken muss hier eine Gleichstellung im BBiG erkämpft werden.

Junge Menschen trifft die Vereinzelung und Überlastung durch die Flexibilisierung oftmals härter als Kolleginnen und Kollegen mit Arbeitserfahrung. Um uns an den Arbeitsalltag zu gewöhnen und unsere Arbeit zu lernen ist ein festes Umfeld notwendig.

Notwendige Organisierung

Um als junge Kolleginnen und Kollegen den Widerstand gegen die Flexibilisierung unseres Arbeitslebens zu stemmen ist eine Organisierung von uns unabdingbar. Nur vereint in einer Gewerkschaft, wie ver.di, können wir uns zusammentun und gegen den Willen der Unternehmer der Flexibilisierung Grenzen setzen und mit einem guten Organisationsgrad unsere Vorstellung einer guten Ausbildung durchsetzen. Gremien, wie der Betriebsrat und die Jugend- und Auszubildendenvertretung bieten einen guten Rahmen, um Forderungen zu stellen und gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen durchzusetzen.

Wir als Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) sehen die neuen Formen der Arbeitsweise als Angriff auf die Arbeitsverhältnisse. Mit der flexiblen Gestaltung des Arbeitstages z.B. wegen der Betreuung von Kindern oder Arztbesuchen wird versucht uns die Entgrenzung des Arbeitsalltags schmackhaft zu machen. Forderungen nach Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes, da "40 Stunden" nicht mehr zeitgemäß seien, gehen Hand in Hand mit neuen Arbeitsformen, wie das mobile Arbeiten. Um diesen Angriff abzuwehren und unsere Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse zu verbessern wäre die - auch richtige - Antwort eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Das sorgt für Entlastung für alle und zwingt die Unternehmer dazu die Ausbildung zu erhalten und auszubauen.