Tarifrunde Telekom 2020

Der ver.di Fachbereich Telekommunikation/Informationstechnologie (TK/IT) bereitet die Forderungsdiskussion für die 62.000 Beschäftigten bei der Deutschen Telekom vor. Der Forderungsrahmen für die Diskussion wurde Mitte Oktober vom Bundesfachbereichsvorstand beschlossen und veröffentlicht.

Am 31. März 2020 kann der Entgelt-Tarifvertrag der Telekom gekündigt werden. Die Betriebsgruppen und Vertrauensleute an den verschiedenen Standorten des Unternehmens bereiten seit Mitte Oktober die Diskussion der Tarifforderung mit den Mitgliedern vor. Das Ergebnis dieser Diskussion soll dann auf Bundesebene vereinheitlicht und beschlossen werden. Beim ver.di Fachbereich TK/IT ist es Tradition, dass der Bundesvorstand eine Forderungsempfehlung in die Diskussion gibt. Sie trägt den Namen "Forderungsrahmen" und definiert die Grenzen, in denen sich die Diskussion bewegen soll. Der diesmal empfohlene Rahmen liegt bei 5% bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Für Auszubildende und (dual) Studierende wird die Forderung nach einer überproportionalen Erhöhung empfohlen.

Verteilungsneutraler Spielraum?

In der ver.di Info zur Forderungsempfehlung wird ausführlich der sogenannte "verteilungsneutrale Spielraum" behandelt. Unter diesem Begriff verstehen die Gewerkschaften die Summe aus gesamtwirtschaftlichem Produktivitätsfortschritt und Inflationsrate. Wenn es gelingt, in den Tarifkämpfen diesen Wert als Lohnsteigerung durchzusetzen, dann steigen Kapital und Lohneinkommen theoretisch im gleichen Verhältnis. Es erfolgt keine Umverteilung. Die Inflationsrate wird für 2020 mit 1,1 bis 1,8 % angenommen, die Steigerung der Arbeitsproduktivität mit 0,7 bis 0,9 %. Dies ergibt einen verteilungsneutralen Spielraum von 1,8 bis 2,7 % auf 12 Monate. Unter Berücksichtigung der Zahlen für den Euro-Raum kommt ver.di zu einem Spielraum von 3,0 bis 3,5 %. In der ver.di Info zur Tarifrunde finden sich allerdings keine Hinweise, dass die aktuellen Diskussionen zu CO2-Steuer oder Rentenbeiträgen berücksichtigt worden wären. Diese könnten in den kommenden Jahren erheblichen Einfluss darauf haben, was bei den Beschäftigten tatsächlich im Geldbeutel landet.

Arbeitszeit kein Thema?

Nach den aktuellen Diskussionen im Fachbereich TK/IT ist eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich kein Thema in der anstehenden Tarifrunde. Der langfristige Trend der Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität wird mit 1 bis 1,5 % angenommen (bei der Telekom liegt dieser Wert sogar deutlich höher). Tatsächlich müsste daher die Wochenarbeitszeit jährlich um diesen Wert bei vollem Lohnausgleich gesenkt werden, um die Nachfrage nach Arbeitskraft konstant zu halten. Der Verzicht auf die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung setzt die Beschäftigungsverhältnisse Druck. Dies führt dann zur Diskussion um den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Eine Forderung danach wird in der Regel von den Beschäftigten "bezahlt" werden müssen, entweder bei der Höhe der Entgeltsteigerung oder bei den Laufzeiten des Tarifvertrages.

Fazit

Die Forderungsempfehlung des Bundesfachbereiches TK/IT berücksichtigt wesentliche Entwicklungen nicht (CO2-Steuer, Produktivitätsentwicklung, notwendige Verkürzung der Wochenarbeitszeit). Sie orientiert sich eher an dem, was voraussichtlich ohne größere Auseinandersetzungen erreichbar ist. Die Frage, wie die Durchsetzungsfähigkeit entwickelt werden kann, damit die notwendigen Forderungen erhoben und durchgesetzt werden können, wird nicht gestellt. Dies wäre eine strategische Frage, die dringend mit den Vertrauensleuten diskutiert werden müsste!

Die Kolleginnen und Kollegen können eine solche Entwicklung dadurch unterstützen, dass sie sich in der Gewerkschaft organisieren und an Aktionen und Arbeitskämpfen beteiligen. Damit klar wird, dass sie bereit sind, auch in längeren Auseinandersetzungen für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.